Halsband oder Geschirr?

Du führst deinen Hund ja schon immer am Halsband, weil

 

- Hunde haben ja am Hals kräftige Muskel

- so ein kleiner Ruck tut dem Hund ja nicht weh

- er soll nur aufmerksam werden

- sonst ist er nicht leinenführig und zieht

 

Gerade das Argument der Halsmuskeln wird bei dem Thema oft angebracht und damit auch immer gern der Vergleich mit der Abstammung des Hundes, dem Wolf, angeführt.

 

Es ist durchaus so, dass Hunde (wie wir auch) am Hals Muskeln haben. Allerdings sind sie nicht trainiert, wie beim Wolf. Hunde müssen keine Beutetiere zerreißen.

Hinzu kommt, dass die Muskulatur am unteren Teil, dort wo der Halsbandzug ankommt, wirklich schwach ausgeprägt ist.

 

Das bedeutet, der Hund empfindet bei jedem Ruck Schmerzen.

Wie sich das anfühlt kannst du an dir selbst ausprobieren.

 

Die Aufmerksamkeit zu dir bei so einem Schmerz wird also keine gute, keine positive sein, sondern eine schmerzhafte.

 

Zieht der Hund selbst nach vorne, wird er den Schmerz mit dem Anblick nach vorne (Hund, Mensch, usw.) in direkte Verbindung bringen. 

Das bedeutet, nach kurzer Zeit kündigt der bloße Anblick eines anderen Hundes oder Mensch deinem Hund den Schmerz bereits an.

Er „lernt“ so direkt: „wenn er andere Hunde/Menschen sieht, erfährt er Schmerzen“.

Denn dass er die sich durch seinen Zug selbst zufügt weiß er nicht.

 

Das Argument der Leinenführung ergibt sich ebenfalls aus dem Schmerz. 

Klar, wer immer mit einem Leinenruck=Schmerz rechnen muss, der läuft sehr aufmerksam nebenher.

 

Dass das zu einem starken Vertrauensverlust in der Hund-Mensch-Beziehung führt, kann sich jeder selbst vorstellen. Der Hund lebt dann eigentlich in ständiger Angst vor Schmerzen. Also arrangieren sie sich.

 

Wir haben nun hauptsächlich das Verhalten besprochen, jedoch macht der Zug am Halsband noch sehr gravierende gesundheitliche Schäden:

 

Bei häufigem Ruck kommt es zu

Wirbelblockaden,

Stauchungen und Muskelverletzungen.

Die Luft- und Speiseröhre wird gequetscht und beschädigt.

Ebenso der Kehlkopfbereich.

Dies führt dauerhaft zu Bandscheibenvorfällen und Spondyliosen.

 

Ich empfehle daher unbedingt ein gut angepasstes Geschirr.

 

Geeignet sind sogenannte Y-, H- und X-Geschirre.

Wichtig ist, dass das Geschirr wirklich gut angepasst ist.

Insbesondere der Bauchgurt darf nicht zu nahe an den Achselhöhlen sitzen.

 

NICHT geeignet sind sog. Sattel- und Norwegergeschirre.

Sie schränken den Schulterbereich stark ein und damit die normale Bewegung.

Außerdem ist das Herausschlüpfen aus solchen Geschirren meist relativ leicht möglich.

 

©️Heike Schuh/2020