Zu diesem Thema gibt’s eine ganze Menge Missverständnisse, die ich hier mal auseinanderklamüsern möchte:
1. Mein Hund braucht keine Kekse, ich lobe ihn ja.
Jein. Du hast deine Stimme immer mit dabei und klar erkennt dein Hund ganz genau, wenn du etwas gut findest, wenn du dich freust.
Es ist sogar ziemlich wichtig, dass dein Hund dein Feedback bekommt, denn wie sonst würde er sonst mitbekommen, dass alles fein ist.
Aber, das alleine wird sicherlich nicht genügen.
Stell dir vor, du würdest für deine Arbeit ausschließlich stimmliches Lob von deinem Chef bekommen…ist ja nett und auch wichtig, dass er dir sagt, dass alles gut klappt. Mehr aber eben auch nicht.
2. Wenn ich meinen Hund lobe, dreht er total auf.
Du kannst allein an der Tonlage deines Gegenübers erahnen, in welcher Stimmung er gerade ist. Dafür brauchst du die Worte erstmal nicht verstehen. Du erkennst auch
an der Tonlage des Bellens deines Hundes, ob er aufgeregt ist, sich freut, Angst hat oder eher aggressiv gestimmt ist.
Die Tonlage hat also Auswirkungen.
Hohe quitschige Töne erhöhen die Erregung, machen schnell ziemlich aufgeregt.
Tiefe grollende Töne bewirken eher das Gegenteil und wirken hemmend.
Wenn dein Hund also gerade eine Situation einigermaßen ruhig oder entspannt geschafft hat, er das super toll gemacht hat und ich ihn mit einem hohen Piepston lobe, schieß natürlich die Erregung sofort hoch und er dreht auf, springt an dir hoch usw. Achte daher auf deinen Ton und bleibe eher in einer normalen Tonlage, wenn du vermeiden möchtest, dass dein Hund überdreht.
Verwende auch bitte keine Schnalz- oder Zischgeräusche, wenn du die Aufmerksamkeit deines Hundes möchtest. Das sind oft Töne, die Hunde an vermeintlich „gefährliche“ Tiere (Schlangen, Echsen, usw.) erinnern. Damit erreichst du eine sehr negative Aufmerksamkeit in Verbindung mit dir.
3. Mein Hund geht etwas zurück, wenn ich ihn lobe.
Achte auf deine Körperhaltung.
Wir neigen dazu, wenn wir den Hund loben, dass wir uns zu ihm nach vorne runter beugen und gern auch gleichzeitig die Hand ausstrecken, um ihn über den Kopf zu
tätscheln.
Aus Hundesicht ist das nicht nur super unfreundlich und bedrohlich, sondern das Tätscheln übers Gesicht meist auch mehr Strafe als Lob.
Er springt nun als freundliche Abwehr entweder an dir hoch oder weicht zurück.
4. Du sollst immer nur leise mit deinem Hund reden
Auch wieder so ein sinnloser Trend.
Stell dir vor, dein Chef oder dein Lehrer würde immer nur flüsternd mit dir reden.
Das ist so furchtbar anstrengend, dass du, ob du willst oder nicht, irgendwann abschaltest, dich nicht mehr konzentrieren kannst.
Der nächste „Stress“ ist damit fast schon vorprogrammiert.
5. Wenn ich laut Nein sage, versteht er mich genau.
Ja, und wieder sind wir bei der Körpersprache.
Nein geht einher mit Anspannung im Körper, hochgezogenen Schultern, strengen Blick und merkbarer Schärfe in der Stimme.
Dein Hund weiß nicht, was Nein bedeutet. Er reagiert auf deine körpersprachliche und stimmliche Bedrohung. Meist, weil Hunde eigentlich sehr höflich sind, mit Beschwichtigungssignalen.
Er erfährt damit nur, dass „seine“ Menschen ab und an ärgerlich mit ihm sind. Den Grund dafür weiß er nicht und vor allem erhält er damit keine Information darüber, was er beim nächsten Mal besser machen könnte.
6. Mein Hund soll mich ansehen, wenn ich mit ihm rede.
Einer der häufigsten Fehler, durch die das „Fass“ dann erst überläuft.
Direkter Blickkontakt ist Kommunikation, meist aggressive und verlangt von deinem Hund, dass er die Umwelt ausblendet.
Beides ist in vielen Situationen für deinen Hund nicht ausführbar, ohne dass er sich, aus seiner Sicht, in Gefahr bringt. Das kann er nicht bewusst steuern, dass
sind uralte Verhaltensreaktionen in Tieren.
Du kannst doch anhand der Körpersprache sehen, inwieweit deine Worte angekommen sind und musst nicht erzwingen, dass er dir in die Augen blickt.
7. Du darfst deinen Hund nicht zutexten, das vermenschlicht ihn.
Ähm jein. Ich blubber den lieben langen Tag immer wieder mit meinen Nasen. Natürlich ist ein ständiges Eididei, tutzitutzi, womöglich in höherem Babygequitsche kontraproduktiv. Aber klar kannst du normal mit deinen Hunden babbeln.
Fürs Training sollte schon eindeutig kommuniziert werden. Ein „Komm zu Mami, hierher, wir wollen heim, ich hab ein Tutzi…“ als Rückruf ist zu viel.
Ich denke, diese Aussagen kommen von dem hippen „Nonverbalen Training nur über Körpersprache“, dass bei genauer Betrachtung ausschließlich über Hemmen und Blocken ausgeführt wird.
8. Dein Hund kann jetzt schon verschiedene Signale, da reicht mein Lob.
Klares NEIN!
Jedes Verhalten, jedes Sitz, jedes Bleib, wird nur so lange zuverlässig ausgeführt werden, wie ich es belohne bzw. verstärke.
Wenn du mich nur ab und zu bezahlst, was denkst du, wie meine Arbeitsmoral zu dir wäre? Alles klar?!
Damit wünsche ich Allen fröhliches Blubbern mit euren Vierbeinern 🐾
©HeikeSchuh/2023